Back in the USSR – Tag 14

Wir beginnen den Tag mit dem insiderigsten Insidertipp, den man sich für Riga nur vorstellen kann. Das mit dem Jugendstil, dem Roland, der auch in Bremen steht und einem fancy Fernsehturm kann ja jeder. Wir verraten, wie man sich in Riga ganz einfach mal wieder als Kind fühlen kann: Dazu gehe man ins Café KID.

Und zwar nicht – wäre ja auch viel zu billig – weil der Name auf irgendwas mit Kindern deuten oder man da spielen können würde. Tut er nicht. Kann man nicht. Auch nicht, weil einen die Bedienung behandelt, als sei man noch nicht ganz bei Trost. Tut sie nicht; sie ist bloß durchschnittlich unfreundlich. Aber wenn man im Café KID auf Klo geht und sich setzt. Dann ist die Brille so hoch montiert, dass man nur mit den Zehenspitzen auf den Boden kommt. Wie als Kind.

Nach Betrachten der weiteren üblichen Sehenswürdigkeiten der Stadt ziehen wir den einzigen Autobahnjoker der Tour, um Riga auf der Stadtautobahn zu verlassen.
Kaum haben wir Riga verlassen passiert uns das gleiche mit Lettland. Fast ohne, dass wir das bemerkt hätten. Es ist aber schon Litauen, als wir in Šilute am Berg der Kreuze stehen. Einem Monument aus zahllosen Holz- und Metallkreuzen, behängt mit Ketten und Tand, an dem wir mit einer Opfergabe aus Maulschlüsseln und 4 Fäuste Schlüsselanhänger um einen haltenden V8 bis Hamburg bitten.
Der trägt uns weiter nach Klaipeda an die Küste, wo wir nach kleinem Einkauf kurz auf die Fähre auf die Kurische Nehrung warten und – nachdem wir sie halb durchmessen haben – dann länger an der Grenze nach Kaliningrad.

Auch mit Warten kostet die Einfahrt in die Kurische Nehrung russischerseits wegen Naturschutzgebiet und so nix Rubel, sondern 10 Euro. Echt! Da am mundgemalten Grenzerhäuschen ist sicher nur gerade das Preisschild umgefallen und der Mann hat den Quittungsblock verlegt. Sonst aber ganz offiziell hier alles.

Ähnlich regelfest wie der letzte Grenzbeamte ist auch die erste Polizeikontrolle, die uns drei Kurven später vorwirft, wir hätten doch da eine durchgehende Linie überfahren. Und forschend fragt, ob wir da etwa zum Campen hätten abbiegen wollen. In flüssigem Englisch natürlich.
Wir antworten in fließendem Russisch, dass wir die Linie aber nun gar nicht überquert und auch nur kurz gehalten hätten, um unsere Scheinwerfereinstellung zu überprüfen. Und weil in Russland nun mal kein Auslegungsspielraum besteht, wiederholt jede Seite drei Mal die An- und Entschuldigung, bevor der Mann ‚ach fahr doch‘ winkt. Ohne 10 Euro.

Nach den letzten Momenten des Sonnenuntergangs am Strand der doch ja echt ganz hübschen Nehrung beenden wir den Tag mit dem insiderigsten Insidertipp, den man sich für Zelenogradsk nur vorstellen kann. Nicht, dass hier jemand schon mal von irgendeinem Tipp zu Zelenogradsk gehört hätte oder den Ort ohne Hilfestellung auch nur über den dicken Daumen Osteuropa hinaus auf der Karte antippen könnte. Aber wenn man schon mal da ist, kann man ja auch gleich in die Vollen. Oder das Leere.

Bei intaktem Orientierungssinn und im bewussten Nachzeichnen einer oder auch nicht ausgeschilderten Umleitung durch den Ort fahren wir an dessen Rand. Sicher richtig, weil uns alle hinterherfahren. Und dann einen kleinen Feldweg über den Rand hinaus. Wo uns keiner mehr hinterherfährt. Dafür stehen ab und an Autos am Wegesrand, mit … sind das überall Pärchen drin? Und halten die alle Sichtabstand zueinander? Na, wir sind ja auch zu zweit.

Weil der Tag zu Ende geht und wir hier eigentlich ganz hübsch direkt hinter der Düne rumgurken, fahren wir trotzdem so weit, bis die Löcher im Weg für den V8 zu sportlich werden. Wir wenden, nehmen den nächsten hübschen Fleck und schlagen unser Nachtlager in Wellenplätscher-Hörweite der Ostsee auf. Mit Sand unter den Füßen, frisch aus Litauen importiertem Grillgut und nach Verzehr der letzten Bierreserven wird das eine überraschend lauschige Nacht. Bis der Russe an sich am Morgen um 5 anfängt, mit dem Quad durch die Dünen zu ballern.

Teamstatus: Russland? Kenn ich mich aus.
Arne muss sich rumkommandieren lassen. Sören kriegt zwei Tage vor Ende der Rallye endlich das Funkgerät so angeschlossen, dass es auch geht, wenn Zündung und Motor an sind. Gefunkt wird trotzdem nicht.

Strecke: Riga -> Zelenogradsk
Wetter: Sonne satt, als sei das Sommer.
Wagen: Läuft.

(Dieser lange geheim gehaltene Text erschien zuerst auf der 4 Fäuste für einen V8 nach-Rallye-Feier.)

 

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