Kaputte Welt, heile Welt – Tag 12

Gestern haben wir gelernt, was St. Petersburg so alles kann. Kurz vorm Verlassen der Stadt beim Frühstück, was das noch nicht so kann. Das Frühstücks-Café stylish einrichten, als sei die Einrichtung in 3D aus dem Magazinfoto gepellt gehört zu den Dingen, die gehen. Englisch sprechen oder auch nur verstehen gehört zu denen, die nicht gehen. Wie sonst käme man dazu, Flat White mit Milchberg auf Kaffee zu übersetzen? 

Erstaunlicherweise kommen wir trotz schwer wiegender Hipster Third Wave Kaffee Sorgen am Morgen gut aus der Stadt. Gucken noch ein bisschen durch Russland, bevor wir mit einem knapp zweistündigen Rumstehen an der Grenze – was hier vermutlich auch noch als gut durchgeht – diesen kleinen Teil Rallye-Abenteuer vorerst hinter uns lassen und gucken, was die Esten so zu bieten haben.

Einiges ist das. Besonders im Kontrast zum östlichen Nachbarn. Jede Wildwiese in Estland ist sorgsam mit der Sichel gepflegt. Die Anpflanzung jedes kleinen Baumes im Knick sorgfältig kuratiert. Ein sehr ordentlicher Mensch muss das sein, der Este an sich. Auch wenn der Schuppen hinterm Haus verblichen und windschief ist: Jede einzelne Holzlatte ist in einem dem Auge angenehmem Winkel zurechtgerückt.

Zumindest im Norden des Landes halten sich die Menschen zudem mit ihrer Anzahl so sehr zurück, dass diese Aufgeräumtheit auch genug Raum zur Darstellung, die Schönheit der Landschaft Platz zum Angeben hat.

Einziges Huch ist das kurz hinter der Grenze unscheinbar mittelgroß an der Ostsee eingezeichnete Aseri. Wir wollen einen Imbiss. Aber in dem Ort gibt es zwar Häuser, aber keine Menschen. Die, die doch noch auftauchen, gucken so verloren in den Wagen, als hätte sie hier jemand vergessen und sie seien darüber nach kurzer Trauer zur Vermeidung weiteren Schmerzes wahnsinnig geworden. Ein altes Zwillingspaar bewacht die verlassenen Hafenanlagen. Niemand bewacht den nicht vorhandenen Imbiss.

Kunda ist besser, auch wenn das erst nicht so aussieht. Aber Kunda hat nicht nur Hafen, sondern auch Imbiss am Hafen. Im Imbiss zwei freundliche Damen, die uns einen kurzen Abriss in Lokalpolitik geben – soll Kunda einen Fährschiffhafen als Verbindung nach Finnland bauen oder nicht; wird die Stadtverwaltung den russischen Immobilienmakler finden, der sie um den Kaufpreis diverser Appartements geprellt hat; und sieht die russische Minderheit im Ort endlich ein, dass es hier besser ist als drüben (sie könnten ja sonst jederzeit nach drüben, wie man das bei uns früher ja auch gekonnt hätte, wenn einem dieser Kapitalismus nicht passt). Und hinter dem Imbiss ein schöner, großer, einsamer Strand.

Lesi ist noch besser. So, dass man das kaum sagen mag. Sonst fahren da noch alle hin. Und dann ist es nicht mehr so gut. Wir haben deshalb einen Schreibfehler in den Ortsnamen eingebaut, damit wir nicht Schuld sind, sollte Lesi demnächst überrannt werden.

Am besten aber ist das Raudsilla Entertainment Center. Echt. Bei dem Namen. Hier gibt’s am Abend die zweite große Baltic Sea Circle Party. Ein Tipi von der Größe eines Hochhauses, dessen Raumgefühl und riesiger Feuerschlot einem beim Betreten die Luft in die Lunge zieht. Mehrere kleinere Tipis mit Feuern und Sauna, einen Bach zum Plätschern, große Wiese, Wald. Und Essen. Und Trinken.

Und natürlich die beliebten „und bei euch so?“ „Läuft“ Gespräche. Jetzt aber mit mehr Fleisch dran, an den Geschichten. Deshalb laufen die Gespräche auch.

Teamstatus: Estland? Volle Punktzahl.
Arne will sofort ein Ferienhaus mieten. Sören macht nachts vor dem Zubettgehen die besten Fotos, die er je gemacht hat.

Strecke: St. Petersburg -> Raudsilla
Wetter: Wir packen gleich die Badehose aus.
Wagen: Der V8 springt uns nach einem Tag Pause vor Freude die Beine hoch und röhrt seine Begeisterung durch die immer dünner werdende Metallschicht des Auspuffs heraus. Natürlich läuft der.

 

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